Ein winterlicher Ausflug auf die Pfaueninsel in Berlin

Ein winterlicher Ausflug auf die Pfaueninsel in Berlin

23. Februar 2021 0 Von uns

Es sind Winterferien, eigentlich wären wir jetzt im Urlaub in Dänemark – aber die Grenzen sind wegen Corona geschlossen. Also sind wir in Berlin geblieben und haben uns vorgenommen, uns ein wenig „wie im Urlaub“ zu fühlen. Ja, auf eine Insel mit der Fähre, das wär´s! So wie nach Bornholm oder Falster… Zum Glück gibt es auch in Berlin Fähren. Die Fähre auf die Pfaueninsel fährt zwar ungefähr nur 2 Minuten, aber es ist ein wunderbar entschleunigendes Gefühl, erst auf die Fähre warten zu müssen.

Da liegt sie, die Pfaueninsel. Ein wenig verborgen im Nebel. Das schöne Bootshaus ist nur zu erahnen…

Und da es Anfang Februar nicht sehr viele Leute auf die Pfaueninsel zieht, hatten wir die Insel fast für uns alleine. Wir haben einen traumhaften Spaziergang unternommen! Sogar der Nebel lies die Insel richtig märchenhaft verwunschen erscheinen… Wer es also ein wenig abseits von den Touristenströmen mag: merkt euch diese Tour für den Herbst und Winter!

Am Fähranleger löst ihr die Fahrkarten für die Pfaueninsel, ein Fährticket für einen Erwachsenen kostet 4,00 Euro, ein Familientickt 8,00 Euro. Und dann geht es mit der Personen- oder der kleinen Autofähre auf die kurze Überfahrt zur Pfaueninsel, die von der Stiftung Preussischer Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg verwaltet wird. Schon von weitem grüßt ein Maibaum mit einem Pfau obenauf.

Leider war wegen der Coronabeschränkungen der kleine Museumsshop geschlossen, der einen gleich nach der Ankunft auf der Insel empfängt. Schade! So ging es also gleich mit der Erkundigung der Insel los: Ein Schild hilft einem bei der Entscheidung, welchen der Wege man zuerst wählen will, um die Insel zu entdecken. Als Landschaftspark wurde das gesamte Areal seit 1990 zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt, zudem ist die Insel ausgewiesenes Naturschutzgebiet und zugleich europäisches Vogelschutzgebiet.

Wusstet ihr, dass die Insel so groß ist, dass man für die Umrundung fast eine ganze Stunde braucht?

Doch wie wäre es mit ein wenig Hintergrundgeschichte über die Pfaueninsel?

Die „neuere“ Geschichte der Insel beginnt in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, indem der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg auf der Insel eine Kaninchenzucht anlegte, weshalb die Insel auch ursprünglich „Kaninchenwerder“ genannt wurde. Im Jahre 1685 wurde die Insel dann dem Glasmacher Johann Kunckel geschenkt, der seine Manufaktur nunmehr auf die Insel – auch zum Schutz vor „Industriespionage“ verlegte und hier weiter mit der Glasherstellung experimentierte. Der Standort war jedoch nicht von langer Dauer, da der neue Kurfürst Friedrich III. dem Glasmacher Johann Kunckel jegliche Unterstützung entzog. Vermutlich aufgrund Brandstiftung wurden Glashütte und Laboratorium im Jahre 1689 zerstört und die Insel geriet in Vergessenheit. Heute erinnert hier lediglich ein Stein und eine Tafel an diesen interessanten Teil der Geschichte der Insel.

Erst Friedrich Wilhelm II. entdeckte die verwilderte Insel wieder und nutzte die Insel insbesondere zu Treffen mit der jungen Wilhelmine En(c)ke, die ab 1769 seine Geliebte war.

1793 kaufte er die Insel und lies 1794 mit Verschönerungsarbeiten beginnen. So entstanden im Laufe der Zeit unter anderem das Schloss, eine Meierei auf dem feuchten Wiesenland, eine kleine Pyramide als Eiskeller, mehrere Brunnen, das Haus des Schlosskastellans sowie zwei Anlegestellen.

Im Norden der Insel haben wir in der Nähe es einstigen Labores des Glasmachers dieses Gebäude entdeckt. Es ist ein „Jagdschirm“: Ein Gebäude aus Holz mit Schießscharten, wo man sich mit seinen Gästen traf.

Als lebender Blickfang wurden jetzt auf der Insel auch Pfauen angesiedelt. 1795 wurde dann die Insel offiziell zur „Pfaueninsel“.

Das Schloss diente als privater Ruhe- und Rückzugsraum für den König und seine Familie. Wilhelmine war seit 1782 zwar nicht mehr die offizielle Geliebte des Königs, aber weiterhin enge Vertraute und Beraterin. So war sie es, die maßgeblich an der Planung und Einrichtung des Schlosses beteiligt war.

Die Meierei ist als Ruine eines gotischen Klosters gebaut. Auch heute sind hier noch Nutztiere zu finden. Kühe haben wir keine gefunden, dafür aber Pferde und Schafe.

Als Friedrich Wilhelm III. die Regentschaft übernahm, nutzte er die Insel nur manchmal als Sommeraufenthalt, weil seine Frau Luise die Insel nicht sehr mochte. Die Insel wurde jetzt als Gut bewirtschaftet.

Unter landschaftsgärtnerischen Gesichtspunkten wurden Ackerflächen geschaffen, die helfen sollten, die Nahrungsmittelknappheit während der Napoleonischen Kriege zu mindern. 1821 fing Peter Joseph Lenné mit der grundlegenden Umgestaltung der Insel zum Landschaftspark an.

Friedrich Wilhelm III. lebte seine Leidenschaft für exotische Tiere hier auf der Pfaueninsel aus. 1832 wurden ingesamt 847 Tiere auf der Insel gezählt, darunter Rentiere, Lamas, Affen, Löwen, Kängurus, Bisons, Vögel und Bären.

Friedrich Wilhelm IV. teilte die Tierliebe seines Vaters nicht und vermachte 1842 der neu gegründeten Zoologischen Gesellschaft Berlin die ganzen Tiere. Damit wurde der Grundstein für den Zoologischen Garten Berlin gelegt. Als einzige Überbleibsel der Tiergehege befinden sich im Zentrum der Pfaueninsel noch die Pfauenvolieren.

Nach 1840 endete die Nutzung der Insel durch das Königshaus, höchstens für wenige Stunden im Sommer hielt sich die königliche Familie hier auf, das Schloss wurde nicht mehr zu Aufenthalten genutzt. So kommt es, dass die ursprüngliche, auf Wilhelmine zurückgehende Ausstattung fast vollständig im Original erhalten blieb, da das Schloss in der Nachfolgezeit von Bränden oder Kriegsschäden verschont blieb.

Zu einem Schloss gehören natürlich auch die entsprechenden Gärten. Diese sind ganz in der Nähe der Anlagestelle: Rosengarten und Gärtnerei. Der Rosengarten muss im Sommer ein Traum sein – wir haben nur die gut eingepackten Sträucher vorgefunden. Aber auch so: ein interessanter Anblick!

Am 28. Februar 1924 – also fast vor hundert Jahren – wurde die Insel zum Naturschutzgebiet erklärt.

Die Pfaueninsel ist auch bewohnt. Heutzutage wohnen hier insbesondere die Gärtner der Insel im „Schweizerhaus“ oder „Kastellanshaus“.

Hier im Südwesten der Insel habt ihr auch einen wunderbaren Blick hinüber zur Kirche St. Peter und Paul auf Nikolskoe. Versucht einfach einzurichten, dass ihr hier zur vollen Stunde seid, denn dann kommt ihr in den Genuss des wunderbaren Glockenspiels, das von drüben hinüberschallt. Das Glockenspiel erklingt von 10 Uhr bis Sonnenuntergang zu jeder vollen Stunde. Um 12 Uhr spielt es nach dem Choral „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“ die vertraute Potsdamer Melodie, zu allen anderen Stunden eine je nach der Kirchenjahreszeit wechselnde Choralmelodie.

Wunderbar im Sommer ist die Liegewiese in der Mitte der Insel. Hier findet ihr auch Toiletten und in der Saison ist der Pavillon auch gastronomisch in Betrieb. Ein tolles Ausflugsziel für Familien mit Kindern!

Bei unserem Rundgang konnten wir auch diverse besondere Pfanzen auf der Insel finden. Insbesondere stehen hier auch seltene Maulbeerbäume. Von einem Osagedorn durften wir auch Früchte mitnehmen. Solche hatte ich vorher noch nie gesehen!

Der Osagenbaum stammt aus Nordamerika und hat diese wunderbar seltsamen riesigen Früchte. So kommt es, dass diese Frucht uns täglich an diesen wunderbaren Ausflug auf die Pfaueninsel erinnert….

Wie kommt ihr zur Pfaueninsel?

Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Auto. Der Bus 218 hat nur wenige Meter entfernt von der Fährablegestelle zur Pfaueninsel seine Entstation. Es gibt einen (begrenzten) Parkplatz für Autos: im Winter – wie jetzt im Februar- ist ein Parkplatz zu finden überhaupt kein Problem, im Sommer ist der Parkplatz leider schnell überfüllt…