Zurückgeholte Natur in Jütland – ein einzigartiges Projekt abseits des Massentourismus

Zurückgeholte Natur in Jütland – ein einzigartiges Projekt abseits des Massentourismus

22. August 2021 1 Von uns

Der Filsø: Eine wahrlich spannende Entstehungs-Geschichte und von wunderbaren neuen Naturerlebnissen kann dieser See, der im Süden von Jütland (süd-östlich von Henne Strand) gelegen ist, erzählen.

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Ein See, der zwischenzeitlich fast verschwunden war, ein See, der getragen durch eine Idee, von Menschhand Zerstörtes, wieder zu „reparieren“ vor knapp 10 Jahren erst wieder entstanden ist….. Ein grandioses Mammutprojekt mit tollen architektonischen Highlights…

Das Gebiet ist soooo groß, dass man hier mehrfach hinfahren kann: Ich habe Vögel beoabachtet, durfte einen Seeadler beobachten (Achtung, Fernglas mitnehmen!), bin gewandert (man kann hier auf einem schmalen Damm durch den See laufen), habe die frühen Morgenstunden auf der „Ellipse“, einer wunderbaren Brücke, genossen und bin von den traumhaften Heideflächen in den Bann gezogen worden.

Meine klare Empfehlung: sieh es dir selber an!

Da ich die Geschichte des Sees so spannend finde, möchte ich sie dir gerne auch erzählen:

In Wikingerzeiten war der See ein zur Nordsee offener Meeresarm, der durch  Sandwanderungen später verschlossen wurde. So entstand Dänemarks zweitgrößter See von 2000 ha.

Der See zog viele in seinen Bann: Insbesondere viele Maler haben den See gemalt, der ein wichtiger Stopp insbesondere für die Zugvögel war.

Bild aus dem Museum in Nymindegab

Jedoch bereits Ende des 18. Jahrhundert gab es Pläne, den Filsø trockenzulegen.

Um 1852 wurden die Planungen Wirklichkeit: Das Stauwehr an der Mühle von Henne wurde entfernt und das Wasser des Sees bekam freien Ablauf durch die Henne Å, deren stärksten Windungen man vorher durchstochen hatte. In den folgenden Jahren gelang es, den Wasserstand des Sees von 5,30 auf 2,20 Meter über dem Meer zu senken, die Seefläche verringerte sich dadurch auf ungefähr 700 ha.

Der See, der zuvor reich an Fischarten gewesen war, verlor nun mit der Zeit seinen Bestand, für die Fischer und Tiere, deren Lebensgrundlage der See jahrhundertelang gewesen war, eine Katastrophe!

Die Veränderungen hatten noch nicht ihr Ende gefunden, denn sie gingen im letzten Jahrhundert weiter. Im Jahre 1900 war der größte Teil der Landflächen Bestandteil des Gutes Fiil Sø, das in eine Familienaktiengesellschaft, nämlich die A/S Fiil-Sø, umgewandelt wurde. Es war ein riesiger landwirtschaftlicher Großbetrieb geworden. Im Jahre 1940 nahm die Geschichte ihren Lauf. Durch das im selben Jahr verabschiedete neue Landgewinnungsgesetz wurden jetzt Trockenlegungsmaßnahmen zu 75 % vom dänischen Staat bezuschusst. Der landwirtschaftliche Großbetrieb der A/S Fiil-Sø beschloss nunmehr ein weiteres Projekt zur Entwässerung, das auch die Eindeichung des Mellemsø und des Søndersø zur Folge hatte. In den Jahren 1940 – 1947 wurden so weitere 750 ha Seegrund in Ackerland umgewandelt.

Doch dann setzte allmählich ein Umdenken ein: Umwelt- und Naturschützer wurden erhört.

Im Herbst 2011 übernahm die Stiftung Aage V. Jensen Naturfond das Gut Filsø mit dem Ziel der Wiederherstellung des Sees. Den See in seiner ganzen Größe und Ausdehnung wieder zu renaturieren war aber nicht möglich – zu viel war in den letzten 150 Jahren in der Umgebung des Gutes gebaut und verändert worden. Im Jahr 2012 begann man mit den praktischen Arbeiten: Viele Gebäudes des Gutes wurden abgerissen, im Seebereich Vogelinseln etabliert und die Entwässerungskanäle mit Erde aufgefüllt. So war im Herbst 2012 ein Teil der ursprünglichen Größe des alten Sees wieder hergestellt: Der See umfasst nunmehr 915 ha. Damit ist er zwar nicht wieder zu seiner einstigen Größe zurückgekehrt, hat jetzt aber den Rang des sechstgrößten Sees in Dänemark.

Ein Informationszentrum am Parkplatz gibt euch einen Einblick in das Projekt. Dort findet ihr auch Toiletten und Wegweiser, um eine Wanderung zu beginnen.

An diesem Seeufer findet ihr auch diese tolle Brücke, die „Elippse“. Diese ist „elippsenartig“ in den See hineingebaut. Den wunderbarsten Einblick erlangt man, wenn man diese von oben fotografiert. Vielleicht habt ihr auch schon ein Fotos davon gesehen. In diesem als Naturschutzgebiet ausgewiesenen Gebiet durfte ich jedoch leider meine Drohne nicht fliegen lassen, deshalb nur ein Foto „vom Boden“:

Sogar die Experten waren von dem Ergebnis des Rückbaus des Ackerlandes überrascht: Bereits im Jahre 2015 wurde die Renaturierung als „botanisches Wunder“ bezeichnet. Seltene Pflanzenarten wurden entdeckt, die in Dänemark zuletzt im Jahre 1975 dokumentiert worden waren. So hat sich der Filsø inzwischen zum artenreichsten dänischen See mit über 60 verschiedenen Wasserpflanzen entwickelt. In den feuchten Wiesen um den See herum wachsen neben verschiedenen Orchideen auch andere Pflanzen, wie der Lungen-Enzian, die Moorlilie oder das Pfeilkraut.

Auch die Tierwelt ist einzigartig: Brut- und Zugvögel sind hier von den verschiedenen Aussichtstürmen zu beobachten. Der Filsø ist wieder ein wichtiger Rastplatz für die Zugvögel geworden und als Europäisches Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Auch der Otter oder der Rothirsch –  auf den riesigen Heideflächen – sind inzwischen hier wieder heimisch geworden.

Wie findet ihr den See?

Die „Ellipse“, also diese tolle Brücke liegt an dem Parkplatz hintem dem Filsøgård. Wenn ihr von Süden auf der Straße „Kærgårdvej“ kommt, lasst ihr den Filsøgård zur rechten Hand liegen (für das Navi: dieser hat die Adresse: Kærgårdvej 12 – 16) und fahrt dann ungefähr 50 Meter danach zum ausgeschilderten Parkplatz.

Ich habe Euch ein Foto von der tollen Broschüre „Willkommen am Filsø“ gemacht, die von der Varde Kommune herausgegeben wurde. Das ist die einzige Karte, die ich habe finden können, wo die ganzen Vogelbeobachtungstürme, Wanderwege und Parkplätze eingezeichnet sind. Ansonsten ist das Gebiet schlecht zu finden!

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