Eine Oase auf Fünen
Ich habe jetzt 10 Sekunden Zeit, Euch an diesen Beitrag zu fesseln. Damit ihr nicht gleich wieder wegklickt. Langweilig – interessiert mich nicht – verstaubt – schnell was Neues. Wichtig: Ich darf nicht dieses eine Wort schreiben, mit dem viele Leute etwas Ermüdendes, Altbackenes verbinden. Dann habe ich verloren – die Leute sind weg, der Artikel interessiert nicht. Dabei ist es wirklich ein toller Ausflugstipp, für Menschen, die schon viel gesehen haben, für den pubertierenden 14jährigen, für den Blumenfreund, Fotografen, Gartenliebhaber, für die mitreisende Oma. Ein Ort, der sehr interessant sein kann, wenn das Konzept entsprechend ist. Ich wage es gar nicht zu sagen das Wort, denn dann klicken hier schon die nächsten weg, ich muss euch weiter fesseln, vielleicht mit einem Foto?
Es ist schon vertrackt: Da werben Reiseblogger ganz groß auf ihren Seiten, dass man auf jeden Fall bei ihnen KEINEN Artikel über DIESEN ORT finden wird, so als sei es „uncool“, „völlig daneben“, „tödlich langweilig“ und „mega uninteressant“ darüber zu schreiben. Ich glaube, ich komme jetzt nicht mehr umhin, das Wort zu schreiben, um das es hier geht, aber ich möchte euch versichern: es war mit das schönste Erlebnis, das wir in diesem Sommer in unserem Dänemarkurlaub entdecken durften, vorher nicht geahnt, aber es war so. Ja, es geht um das Johannes Larsen Museum in Kerteminde.
Na, sind noch einige von euch da? Nicht weggeklickt? Nicht zum Gähnen langweilig und „sowieso nichts für mich“?
Dann lasst mich euch mitnehmen an diesen wunderschönen Ort, vielleicht als Inspiration für euren nächsten Urlaub auf Fünen, Langeland oder Seeland. Gut zu erreichen ist Kereminde, nicht am Ende der Welt…
Da stehen wir nun am Eingang, am Eingang der „Villa auf dem Müllerhügel in Kerteminde“, dem Wohn- und Arbeitshaus von Johannes Larsen, dem Treffpunkt vieler Fünenmaler, die es zu einiger Berühmtheit geschafft haben.
Johannes Larsen (1867 – 1961) ging zu seiner künstlerischen Ausbildung nach Kopenhagen und lernte dort viele andere Maler kennen, die wie er von der Insel Fünen stammten. Sie wollten etwas anderes schaffen, anders sein als die Maler aus Kopenhagen. Sie malten gerne ländliche Gegenden und Natur, waren sehr mit Fünen verbunden. Abschätzig wurden sie deshalb teilweise als „Bauernmaler“ tutuliert. Wer sich für Malerei interessiert wird hier auf viele bekannte Namen stoßen, die in dem Haus bei dem Künstlerehepaar Alhed und Johannes Larsen ein- und ausgingen: Fritz Syberg, Anna Syberg und Peter Hansen sind wohl die bekanntesten aus der Gruppe der Fünenmaler.
Das Haus ist ein Kleinod, eine Oase, die die Zeit überstanden hat. Johannes Larsen lebte hier in dem Haus 60 Jahre. Nach seinem Tod übernahm ein Enkel das Haus. Er – selbst Künstler – lies das Haus so wie es ist, bis das Gebäude 1984 als Museum eingerichtet wurde.
Also begeben wir uns auf die Reise….
1901 wurde das Haus nach den Skizzen von Johannes Larsen erbaut. Der Künstler hatte bestimmte Vorstellungen von seinem Traumhaus, ja ein Traumhaus ist es geworden. Bunt hatten sie es bei sich, die Larsens, bunt! Farbenfroh, nicht eintönig, sogar mit Bildern an der Decke.
Und sie liebten Blumen: überall stehen Blumen an den Fenstern, die meisten sind Geranien, aber in Tontöpfen hoch gezogen, skandinavische Pelagonien heißen sie, man kann sie auch im Museumsshop erwerben. Sogar ein Gewächshaus gibt es: viel Glas, damit man viel Licht hat. Die Natur spielt hier sowieso eine große Rolle.
Ein Haus mit vielen Türen, kleinen Räumen und überall natürlich Bilder. Jeder Raum ist komplett anders gestaltet, mit den originalen Möbeln und Bildern des Künstlerpaares.
Neben der Villa gleich die Werkstatt. „Werkstatt“ trifft es nicht richtig, auch Raum zum Wohnen, mit Büchern, Sitzmöbeln. Für mich das schönste Gebäude hier, zeigt es doch, wie das Künsterpaar gemalt hat. Johannes und Alhed hatten jeder ein eigenes Atelier. Sie hatte das kleinere, aber gleich nebenan den Wintergarten. Mit Wasserbecken, kleinem Seerosenteich, vielen, vielen Blumen und anderen Pflanzen. Hier im Wintergarten fand Alhed oft ihre Motive für ihre Blumenbilder, oder auch im Haus bei ihren vielen Blumen am Fenster.
Und da sind sie, ihre Blumen: es sieht fast so aus, als ob sie sie im Wintergarten gemalt hat, so stehen sie heute noch. Das Bild von Alhed Larsen ist aus dem Faaborg-Museum, ein weiteres empfehlenswertes Museum auf Fünen.
Im Garten gibt es noch ein „Weinhaus“. Ein kleines Sommerhäuschen aus dem Jahre 1834, das schon hier stand, als das Paar das Grundstück erwarb. Die Familie benutzte das Gebäude als Spielhaus für die Kinder und auch als Gästehaus für Sommergäste. Wer hätte nicht gerne als Kind hier gespielt?
Das Grundstück ist weitläufig. Ein großer Garten, Park zu sagen wäre übertrieben, aber mit viel schönem Baumbestand und Blumen. Von einigen Ecken des Grundstücks erhascht man einen Blick auf die Ostsee, auf den Strand, das Grundstück liegt etwas erhöht, eben auf dem „Mühlenhügel“. Zwischendurch stehen immer Tische und Stühle, auf denen man sich hinsetzen kann. Auch für die, die gar nicht ins Museum wollen, denen es reicht, hier in dem schönen Garten zu sitzen. Für die kostet es sogar keinen Eintritt.
Es gibt noch zwei weitere Gebäude aus der Zeit, wo die Familie Larsen hier lebte und arbeitete: Ein Steinhäuschen, das als Waschhaus und Brauerei diente und der sogenannte Schwanenschuppen, in dem Larsen Kästen für seine Bilder aufbewahrte. Heute findet man hier das Kaffeehaus des Museums, ein nettes Café, in dem man gut etwas Kleines essen oder trinken kann.
Und dann gibt es noch den Museumsbau. Erst im Jahre 1990 gebaut und gut zehn Jahre später bereits erweitert: Hier findet man eine Dauerausstellung der bekanntesten Fünen-Maler und Räume für wechselnde Sonderausstellungen. Ein Raum, der „Märchenraum“, ist nur Johannes Larsen gewidmet: Für die Illustrationen, die er für Märchenbücher angefertigt hat.
Vielleicht kennt ihr ja schon einige Bilder von Johannes Larsen, weil ihr Märchenbücher von H.C. Andersen gelesen habt. Die Namen der Illustratoren hat man ja im Gegensatz zu den Autoren nicht so parat (bestes Beispiel ist Ilon Wikland als Illustratorin zahlreicher Astrid-Lindgren-Bücher: wer kennt nicht die tollen Zeichnungen von Bullerbü oder Karlson vom Dach und verbindet die mit den Geschichten?)
Die Mühle ist übrigens auch noch Teil des Ensembles. Die Schwanenmühle wurde 1853 errichtet und gehörte unsprünglich dem Vater von Johannes Larsen. Daneben ist das alte Müllerhaus. Es dient heute dem Museum als „Brotzeithaus“, das heißt, man kann dort sein mitgebrachtes Essen verzehren, während einem das Leben einer Handwerkerfamilie um 1850 vor Augen geführt wird.
Ich glaube, ich muss nicht erwähnen, dass es hier auch noch einen wunderschönen Museumsshop gibt, der ist direkt am Eingang.
Damit ihr das Gelände einmal vor Augen habt, ist hier eine Übersichtsskizze:
Der Preis für Erwachsene beträgt 100 DKK, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre sind frei, Studenten zahlen 75 DKK.
Die Öffnungzeiten sind von 10.00 – 16.00/17.00 Uhr, das kommt auf die Jahreszeit an. Schaut lieber vorher noch einmal auf die Homepage.
Das Johannes Larsen Museum findet ihr hier: Møllebakken 14, 5300 Kerteminde, im Internet die deutschsprachigen Informationen unter johanneslarsenmuseet.dk.
Ein Tipp noch für Gehbehinderte: nehmt NICHT den Behindertenparkplatz, der auf dem großen Parkplatz am Strand/Minigolfplatz ausgeschildert ist. Ihr müsst noch über die Straße und den Mühlenhügel hinauflaufen! Fahrt die Straße „Møllebakken“ zur Mühle/Museum hoch, die bei der Fußgängerampel abzweigt und den Berg hinaufführt. Direkt vor der Mühle (10 Meter vom Eingang) befinden sich 2 weitere ausgeschilderte Behindertenparkplätze.
Oder verschlägt es euch eher auf eine andere Ostseeinsel, vielleicht nach Bornholm? Da hätten wir einen Tipp für eine wunderschöne Grottenfahrt!
Oder lieber nach Kopenhagen?
Wie wäre es mit kostenlosen Tipps für die dänische Hauptstadt?
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[…] Ihr könnt auch tolle Ausflüge auf die Nachbarinsel Fünen – auf der ihr in gut 30 Minuten über Brücken kommt – unternehmen und beispielsweise in Kerteminde das Larsen-Museum besuchen. […]