Faschingstraditionen in Dänemark

Faschingstraditionen in Dänemark

5. Februar 2021 1 Von uns

Wir waren jetzt schon mehrmals im Februar in Dänemark. Besonders interessant fand ich dort die verschiedenen Backwerke zu Fasching. „Fastelavnsboller“ heißen sie und sie sind in den verschiedensten Formen zu finden. Kennt ihr die?

Lecker sind die….. Wieso gibt es die nicht im Sommer zu kaufen? Ist das eine alte dänische Traditionen zu Fasching? Feiert man Fasching in Dänemark anders als in Deutschland? Das ist doch ein Grund zu recherchieren….

Hier kommen meine Rechercheergebnisse:

Der Name „fastelavn“ stammt aus dem Plattdeutschen (Fastelavend) und benennt den Abend, bevor die Fastenzeit beginnt. Der Tag liegt genau 7 Wochen vor Ostern. Eigentlich gehören mehrere Tage zu „fastelavn“: Nämlich der Faschingssonntag, der Faschingsmontag, der Faschingsdienstag und der Aschermittwoch, der den Beginn der Fastenzeit markiert. Die Tradition des „fastelavn“ stammt schon aus dem Mittelalter und war ursprünglich ein heidnisches Fest, nämlich ein Fest zur Fruchtbarkeit. Die heidnische Tradition war so fest bei den Leuten verankert, so dass es der Kirche auch in der Reformationszeit nicht gelang, diese abzuschaffen. Also blieb sie bestehen.

Eine Rolle spielen hier Zweige. So stellten – auch in Deutschland – früher Zweige ein fruchtbarkeitsspendendes Symbol dar. Denn aus dem scheinbar trockenen Holz trieben dank Wärme und Wasser grüne Blättchen. Und der aufgeblühte Zweig stellte daher auch den Inbegriff des sich nahenden Frühlings dar.

Um 1700 entstand dann die Tradition, dass Männer ihren Frauen als Fruchtbarkeitsritual Birkenzweige überreichten. Die Frauen bedankten sich dann, indem sie ihnen kleine Kuchen oder „boller“ anboten. Später wurden aus diesen Kuchen dann die heute bekannten fastelavnsboller. Mit den Jahren änderte sich auch der Bauch: Die Kinder übernahmen die Tradition, indem sie ihre Eltern morgens mit einer geschmückten Birkenrute heftig wedelnd weckten. Sie wurden dann zum Frühstück mit einem „fastelavnsboller“ belohnt.

Heute ziehen die Kinder verkleidet von Tür zu Tür mit einer Rasseldose bewaffnet. Ein wenig ähnelt der Brauch „Helloween“. Dabei  singen die Kinder folgendes Lied:

Fastelavn er mit navn

boller vil jeg have,

hvis jeg ingen boller får

så laver jeg ballade.

Boller op, boller ned,

boller i min mave,

hvis jeg ingen boller får

så laver jeg ballade.

Übersetzt heißt das ungefähr: fastelavn ist mein Name, fastelavnsboller will ich haben, wenn ich keinen fastelavnsboller bekomme, werde ich Ärger machen. Fastelavnsboller hoch, fastelavnsboller runter, fastelavnsboller in meinen Magen, wenn ich keinen fastelavnsboller bekomme, werde ich Ärger machen.


Dann gibt es auch noch den Brauch des „Katze aus der Tonne schlagen“ (slå katten af tønden).  Dabei schlagen Kinder der Reihe nach mit einer Holzkeule auf ein aufgehängtes, mit Süßigkeiten gefülltes Fass. Wer den Boden aus dem Fass schlägt, wird zur Katzenkönigin gekrönt, und wer die Tonne als letztes herunterschlägt, ist der Katzenkönig.

Illustration aus der dänischen Zeitschrift Illustreret Tidende 1860
gefunden bei: https://www.wikiwand.com/en/Fastelavn
gefunden bei http://askfelt-bhv.de/traditioner-og-vaerdier/fastelavn?showgerman=1

Es wird vermutet, dass der Brauch von deutschen und niederländischen Handelsleuten nach Dänemark unter König Christian II. nach Kopenhagen eingeführt wurde. Auf der Insel Amager bei Kopenhagen ist das Tonnenschlagen heute noch ein Spiel für Erwachsene, die zu Pferd und in Volkstrachten gekleidet das Fass herunterschlagen, ein Vorgang, der ähnlich dem Ringreiten (wo man zu Pferde einen Ring aufspiest) ist.

In früheren Zeiten befand sich eine lebende schwarze Katze im Fass.

Als Erklärungsversuch finden sich zwei Darlegungen: Zum einen wieder alte Traditionen, die auf heidnischen Glauben zurückgehen: der Kampf zwischen der Dunkelheit des Winters und der Helligkeit des Sommers. Die schwarze Katze symbolisierte den Winter mit seinen dunklen Kräften, den man gefangen und in eine Tonne gesperrt hatte. Die Katze wird dann aus der Stadt gejagt. Andere sagen, in Europa sei der Glauben verbreitet gewesen, man könne seine Stadt vor der Pest bewahren, wenn Katzen umgebracht würden.

Die Birkenzweige finden sich auch heutzutage noch zu Fasching in Dänemark.

Die Wohnung wir zu Fasching mit dekorierten Birkenzweigen (fastelavnsris) geschmückt. Als Bestandteil finden sich hier meist Anhänger aus (dunkler) Pappe, die Kronen, Tonnen und/oder Katzen darstellen. Auch bunte Deko aus Seidenpapier, Federn oder ähnliches wird zum Schmücken verwandt. Häufig werden auch noch Süßigkeiten in die Zweige gehängt. Heutzutage verbindet man „fastelavnsris“ einfach mit „hygge“, die Zweige sind jedoch – wie schon oben erwähnt – das Überbleibsel des alten heidnischen Fruchtbarkeitsrituals.

Und wenn ihr Lust habt, selber „fastelavnsboller“ zu backen, kommt ihr hier zu einem leckeren Rezept: Faschingsgebäck mit Cremefüllung.

 


 

Das war es für heute! Vi ses!